Schwerwettertörn

Die segelfreie Zeit war lang und die Erwartungen waren hoch an das gebuchte Schwerwettertraining. Der Beschreibung nach sollte es viel zu bieten geben. Schwerwettertaktiken, Lenzen vor Topp und Takel, Liegen vor Treibanker, Boot mit geborgenen Segeln sich selbst überlassen und eine Nachtfahrt wurden versprochen.

Wir reisten am Samstag in der äußeren Marina von Stavoren an. Treffen war um 12:00 und es wurde sehr viel wert auf Pünktlichkeit gelegt. So quälte ich mich um 5:30 mit Vorfreude aus dem Bett. Natürlich war die Erwartung, dass wir nach Sicherheitseinweisung und Bunkern auslaufen werden, warum sollte sonst so viel Wert auf die Pünktlichkeit gelegt werden. Dem war nicht so. Die Sicherheitseinweisung auf der Bavaria 38 erstreckte sich über den gesamten Nachmittag. Das hätte ich bei einer Crew von Newbies erwartet aber nicht wenn alle über gewisse Erfahrung verfügen. Somit war schon einmal der Samstag segelfrei und verloren. Neben der Sicherheitseinweisung sichteten wir die nautische Lektüre und Karten an Bord. Es sollte ja der erste Törn der Saison für das Boot werden. Weitere Ernüchterung als wir die mögliche Route durchsprachen. Helgoland wäre ein gewünschtes Ziel der Crew gewesen, dem widersprach allerdings der Skipper da wir Nord-Ost Wind angesagt bekommen haben und man ja schließlich nicht lange Strecken hoch am Wind fährt. Wait, what? Wir konnten Ihn nicht überzeugen. Nebenbei schaute ich mir die Lektüre an und als ich den Nautical Alamanac und Seekarten für England in der Hand hielt, sagte der Skipper „Wir sind hier super ausgestattet.“. Neuer Vorschlag von mir, na dann lass doch nach England rüberfahren der Nord-Ost Wind ist ja dann perfekt und wir haben alles an Bord. Wieder wurden Ausreden gefunden, die Route nicht einzuschlagen. Die Ernüchterung wuchs weiter. Vorgeschlagene Route des Skipper war dann erst einmal nach Texel zu segeln. Das hörte sich ja gar nicht mal so schlecht an. Darauf mein nächster Vorschlag, dann bleiben wir doch bei den Inseln und segeln auf der Nordseeseite der Inseln. Das macht man doch nicht erwiderte der Skipper. Aus Ernüchterung wurde jetzt Frust.

Sonntag liefen wir über Kornwerderzand durch die Lorenzsluizen ins Wattenmeer Richtung Texel. Der Wind war mäßig und es war unglaublich kalt. Aber wenigstens waren wir schon einmal im Wattenmeer. Gegen 20:00 liefen wir in Oudeschild auf Texel ein. Ich kann mich nicht erinnern, das ich jemals so verfroren war wie an diesem Tag. Ich hatte noch den Tipp bekommen Thermoeinlegesohlen in den Segelstiefeln zu verwenden. Hörte sich gut an, hat aber absolut gar nichts gebracht. Montag ging es mit weiterhin Wind aus Nord-Ost von Texel aus über die Nordsee nach Amsterdam. Damit wir die Tiede und den Texelstrom richtig erwischen mussten wir um 5:00 aufstehen. 6:30 legten wir ab und fuhren im Sonnenaufgang über das Wattenmeer Richtung Nordsee. Wind lag bei 4-5 Beaufort und die See war spiegelglatt. Es war ein kalter Tag mit viel Sonne. Gegen Mittag fuhren wir in den Norseekanal bei Ijmuiden und von da an ging es unter Motor nach Amsterdam. Amsterdam schien das Highlight für den Skipper zu sein. Ich mag Amsterdam nicht und ich muss da erst Recht nicht hin um einen Burger zu essen. Dienstag ging es mit wenig Wind Richtung Hoorn. Einige Stunden motorten wir bis wir im Markermeer ankamen um dann endlich die Segel zu setzten. Zwar frischte der Wind auf aber es war nichts Spektakuläres. Den Navigator machte ich. Der Frustfaktor stieg weiter, da der Skipper seine eigene Route durchzog. Einzelheiten möchte ich hier nicht näher beschreiben. Mittwoch sollte es von Hoorn weiter nach Enkhuizen gehen, ein mehr als kurzer Schlag vom Markermeer ins Ijsselmeer. Donnerstag stand schon der letzte Schlag des Törns an. Kurzer Stopp in Medemblik zu Kaffee und Kuchen bei Sonne und blauen Himmel. Weiter zum Zielhafen in die Matina Stavoren. Zwar hatten wir endlich mal Seegang und frischen Wind auf dem Ijsselmeer aber das war nichts was ich nicht schon kannte. Da wir schon nachmittags anlegten entschied ich mich wie der Rest der Crew abends Richtung Heimat abzureisen. Der Freitag also auch segelfrei.

Mein Fazit des Schwerwettertörns. Wetter kann man nicht herbeiführen, das ist klar. Aber von dem was ausgeschrieben war bin ich mehr als enttäuscht. Fast einen Tag lang durch den Nordseekanal motort und ansonsten nur auf den Ijssel- und Markermeer unterwegs war nicht das was ich mir vorgestellt habe. Meine Motivation die Zeit mit Hafenmanöver zu verbringen war auch nicht wirklich ausgeprägt. Fast 2 Tage Verlust durch den Samstag und Freitag ist mehr als unglücklich. Aus den versprochenen 250-300sm wurden dann auch nur 175. Insgesamt also ein kompletter Reinfall. Für mich hat es gezeigt, dass es jetzt erst einmal vorbei ist mit Ausbildungstörns. Der Lernfaktor für neue Dinge ist gleich Null. Die Stützräder kommen nun ab und es wird mit Bedacht selbst gechartert. Mal sehen was ich vor Kroatien noch eingeschoben bekomme.

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