Das sollte nun die dritte SKS Ausbildungswoche mit der Grisu auf der Ostsee werden. Wie der erste Törn dieses Jahres, der Eisbärentörn, starteten wir aus Putbus/Lauterbach auf Rügen. Die Fahrt nach Rügen verlief Samstag morgen problemlos und wir hatten noch Zeit in Wissmar einen Aussenborder abzugeben und mit Fischbrötchen zu belohnen. Heilbuttbrötchen, fast so gut wie Butterfischbrötchen, aber auch nur fast. Gegen frühen Nachmittag sind wir dann im Hafen angekommen und uns mit der restlichen Crew getroffen. Wir haben es dann sogar noch geschafft ein paar Stunden vor Lauterbach zu segeln bis die Sonne unterging. Ich bin dann das erste Mal unter Segeln mit der Genua in einen Hafen eingelaufen und habe angelegt. Das war schon aufregend. Zwar keine Nachtfahrt, die ich mir ja noch wünsche aber schon einmal ein Anfang.
Sonntag sind wir dann Richtung Insel Ruden ausgelaufen. Eine ehemalige Lotseninsel die unter Naturschutz steht. Zum anlegen sind wir mit blauen Himmel und warmen Sonnenstrahlen belohnt worden. Das sollte auch der erste und letzte Tag unter diesen Bedingungen sein. Nach einer kurzen Besichtigung der kleinen Insel haben wir dann Bekanntschaft mit zwei Einheimischen gemacht, die uns freundlich – nicht – darauf aufmerksam machten, dass wir an dieser Mauer nicht anlegen dürfen weil Sie für die Fähre reserviert ist. Keine Fähre in Sicht, genauso wenig wie ein Fahrplan. Auf unsere Gefahr haben wir dann gegenüber angelegt, wo die offene Mole sowie schöner war. Welche Gefahr wir uns dort ausgesetzt haben sollten werden wir nie erfahren. Nach kurzer Stärkung ging es dann weiter nach Peenemünde und der Himmel wurde grauer, die Sicht schlechter und es begann zu nieseln. Dennoch sind wir zur Dämmerung sicher im Hafen angekommen.
Der DWD Seewetterbericht am Montag hatte für die ganze Woche Stark- und Sturmwindwarnung für unser Gebiet vorausgesagt. Davon haben wir nichts gesehen. Grau, schlechte Sicht und Regen bei 2 – 3 Beaufort. Eine neue Herausforderung war für mich mit mäßigen Wind und Strömung den Tonnenstrich im engen Fahrwasser von Peenemünde zu halten. Wir haben bis in den frühen Mittag gebraucht um aus den Fahrwassern in offeneres Gewässer zu kommen. Hier konnten wir das erste Manövertraining starten. Das lief auch sehr gut an. Besonders das Mann über Bord unter Segel machte wir ein wenig Sorgen. Richtig in den Wind zu schiessen und dann beim aufnehmen keine Fahrt mehr zu haben hört sich einfacher an als es manchmal sein kann. Gute zwei Stunden geübt und weiter ging es Richtung Museumshafen in Greifswald. Das Wetter verschlechterte sich zunehmend aber der Wind blies weiterhin mit 2-3 Beaufort. Dafür nahm der Regen zu und es wurde für mich immer schwerer die Tonnen im voraus zu erahnen. Auch wenn der Rest der Crew mit tatkräftig mit Ferngläsern unterstützte. Außerdem hatten wir Zeitdruck die letzte Öffnung der Brücke um 17:00 zu erwischen. Das war dann eine Punktlandung, als wir dort ankamen. Ich war mehr als froh, als wir endlich im Museumshafen angelegt hatten. Nass, durchgefroren, müde und hungrig. Aber es hat trotz allem einen Heidenspass gemacht!
Am Dienstag ging es dann unter den selben Bedingungen Richtung Stahlbrode. Ich kannte den Hafen schon vom ersten Törn, schön ist anders. Das Manövertraining lief heute nicht so wirklich gut und ich war schon etwas frustriert, wobei es am Vortag so hervorragend funktioniert hatte. Wahrscheinlich Selbstüberschätzung. Es dämmerte schon wieder als wir das Fahrwasser Richtung Stahlbrode durchfuhren. Als ein Mitsegler unter Motor die Ansteuerungstonne in den Hafen passierte, passierte uns auch eine relativ, große Fähre. Eher größer. Ich war gerade am Bug damit beschäftigt die Vorleinen zum Anlegen klar zu machen und sah den Wellenschlag der Fähre nur aus dem Augenwinkel. Ich konnte mich gerade noch am Vorstach und den Wanden festhalten als der Rudergänger den Wellenschlag recht voraus nahm. Ich hab mich wie im freien Fall gefühlt als wir der vollen Wucht der Wellen ausgesetzt waren. Die kann man auch nahezu parallel überfahren um das zu vermeiden, dachte ich mir nur. Wieder waren wir alle nach dem anlegen Schnitzelfertig und froh aus dem nassen Ölzeug zu kommen. Zum Glück haben wir noch nicht unseren Anleger getrunken, denn nach einer knappen halben Stunde entschied unsere Skipperin das Boot noch einmal in den anliegenden Südhafen zu verlegen. Der ständig stärker werdende Schwel im Hafen war wirklich beunruhigend. Das umlegen des Bootes in der Finsternis war schon aufregend. Mit dem Schwel aus dem Nordhafen raus. Das enge Fahrwasser treffen ohne in das mehr als seichte Wasser ausserhalb zu kommen. Die Aktion hatte eine knappe Stunde gedauert. Ein zweites Mal waren wir froh, das wir endlich angelegt hatten und als die Kuchenbude aufgestellt war aus dem nassen Ölzeug zu kommen. Anleger, Essen, Absacker und ab in die Koje! Mehr nicht.
Weiter nach Seedorf ging die Fahrt am Mittwoch, der Wind hatte gerade mal 2 Beaufort und das Wetter gleichbleibend mies. Wieder machten wir weiter mit Manövertraining und es lief wieder nicht so pralle. So langsam stieg die Nervosität. Das sollte sich am Donnerstag auf den Weg zurück nach Lauterbach auch nicht wirklich bessern. Es war wirklich frustrierend zu denken alles richtig zu machen und es dann doch nicht zu schaffen. Mit einem flauen Gefühl kamen wir in Lauterbach an wo wir dann noch eine Theoriestunde zum Thema Wetter bekamen. Morgen sollte es dann zur SKS Prüfung gehen. Nun denn, alles geben mehr geht nicht dachte ich.
Freitag morgen 10:00, 2 Beaufort Südost Wind. Als der erste Prüfer, ein 72jähriger Hafenkapitän, im Nieselregen an Bord kam begrüßte er uns mit einem freundlichen “Segeln ist wie unter der kalten Dusche zu stehen und € 100.- Scheine zu zerreissen”. Da hat er nicht ganz unrecht. Gegen 10:30 erschien dann auch der zweite Prüfer und es ging los. Der weitere Prüfling startete mit dem Ablegemanöver und ab ging es vor den Hafen von Lauterbach. Mann über Bord unter Motor wurde gefahren und dann war ich an der Reihe dasselbe Manöver zu fahren. Mit einem kleinen Murren habe ich es nahezu perfekt geschafft. Der andere Prüfling musste nun unter Deck und ich lies die Segel setzten. Oh, oh, Mann über Bord unter Segel. Konzentration und geschafft! Genau im Wind mit absolut keiner Fahrt mehr. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Der Kollege unter Deck war noch nicht fertig und ich segelte noch einige Minuten um Zeit zu verstreichen. Das härteste war geschafft! Dann ging es für mich unter Deck und ich musste die Fragen zur Seemannschaft beantworten. Das war weniger spektakulär als ich im Sommer gesehen habe. Böse war ich darüber nicht. Auch das war geschafft. Nun musste nur noch das Anlegemanöver klappen. Bei der Einfahrt in den Hafen kam mir ein Segelboot unter Segel entgegen und ich dachte nur, bitte nicht jetzt noch eine Ausweichsituation vergeigen. Kam aber nicht dazu und das Anlegen klappte auch ohne Probleme. Yeah! Geschafft!
Wenn ich so auf das letzte Jahr schaue, kommt mir die Zeit gar nicht mehr so lang vor. Ich weiß noch genau wie sich die Zeit Ende letzten und Anfang dieses Jahres gezogen hat als ich den SBF See Schein und die SKS Theorie gemacht habe. Auch wenn es mich wirklich nerven gekostet hat den ganzen Stoff der bis dahin nicht in meinem Alltag präsent war zu lernen, es hat doch sehr viel Spass gemacht. SRC und UBI zum Funken steht noch an, aber dann war es das erst einmal mit lernen. Nun möchte soviel wie möglich segeln! Auch wenn man mich schon versucht zu überzeugen gemeinsam den SSS zu machen. Erst einmal nicht. Mal sehen wie lange ich durchhalte.